Flüchtlingskinder: Schulen brauchen Unterstützung
In wenigen Wochen werden sie da sein. Die Flüchtlingskinder, die jetzt nach Deutschland kommen, besuchen dann eine deutsche Schule. Fast alle Bundesländer haben in den jeweiligen Schulgesetzen oder Verwaltungsvorschriften geregelt, dass asylsuchende Kinder der Schulpflicht unterliegen – bis auf Bremen und Schleswig-Holstein (hier besteht Schulpflicht ausnahmslos für alle Kinder, die in den Bundesländern leben). In Berlin, Hamburg und im Saarland besteht die Schulpflicht von Anfang an. In Brandenburg, NRW, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern dann, wenn Asylsuchende einer Gemeinde zugewiesen wurden und nicht mehr in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben. Vor dem Ansturm der letzten Wochen war das in der Regel nach sechs bis zwölf Wochen nach der Antragstellung auf Asyl.
Damit kommen auf deutsche Schulen neue Herausforderungen zu. Wurden auch bisher einzelne Flüchtlingskinder in den Unterricht integriert, so werden diese in den nächsten Wochen in größerer Zahl auf die Schulen zukommen. Wie umgehen mit Kindern, die unter großen Belastungen aus Kriegsgebieten kommen und die die deutsche Sprache noch nicht können? Einerseits mag es ja hilfreich sein, wenn diese die für sie wohltuende Normalität einer deutschen Schule, einen geregelten Unterricht und einen geregelten Alltag erleben. Andererseits sind die Schulen, die Lehrer und Schüler bisher auf eine größere Zahl von asylsuchenden Kindern nicht eingestellt. Je schneller Asylsuchende in die Gesellschaft integriert werden, desto besser für beide Seiten: Flüchtlinge und Deutsche. Doch kann es nicht angehen, diese zum Teil schwer traumatisierten Kinder in eine deutsche Regelschule zu schicken und Lehrer, Mitschüler und Eltern mit den dann vorprogrammierten Problemen allein zu lassen.
Asylsuchende Kinder aus anderen Ländern benötigen neben viel Liebe auch eine intensive fachliche Begleitung. Ein Lehrer, der zwanzig und mehr Kinder in einer Klasse unterrichtet, kann sich nicht über einen längeren Zeitraum überwiegend nur um einzelne Schüler kümmern. Da braucht es zusätzliches Personal. Daher benötigen die betroffenen Schulen – und es werden viele sein – kurzfristig mehr Lehrerstunden – und das heißt Stellen – , um die Kinder entweder integrativ gemeinsam mit deutschen Schülern oder zunächst in separaten Klassen in den Schulalltag zu integrieren. Und wenn die Stunden bewilligt sind, heißt es noch lange nicht, dass dann auch die entsprechende Zahl an Lehrkräften zeitnah zur Verfügung steht.
Wer wünscht, dass insbesondere die Kinder so schnell wie möglich wieder Alltag erleben, wird diese auch zeitnah den Unterricht besuchen lassen. Die Schulen eröffnen damit den Kindern die Zukunft. Für die Umsetzung dieser enormen Herausforderung braucht es Entscheidungen – die Zeit drängt. Wer möchte, dass Schulen zum Ort der Hoffnung und zum Aufbruch in eine neue Zukunft für Kinder werden, muss jetzt Handeln.