Die Zukunft der Medizin
„Die Zukunft der Medizin…beginnt jetzt“. Unter diesem Titel hatte der Verleger der Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (MWV) aus Berlin, Dr. Thomas Hopfe, Anfang Juni zur Panneldiskussion in die alte Hörsaalruine des Medizinhistorischen Museums der Charité eingeladen. Rodger Novak von CRISPR Therapeutics aus Zug/Schweiz stellte die Möglichkeiten von crispr cas 9 da. Insbesondere im Bereich der Onkologie und der individualisierten Medizin ergeben sich hier in der Zukunft neue Behandlungsmöglichkeiten.
Der thematische Bogen war weit gespannt: von Nanomedizin über Biotechnologie, KI, Elektronischer Patientenakte und Fragen der Ethik. Prof. Dr. Jörg Debatin, Leiter des Health Innovation Hub des Bundesgesundheitsministeriums und selbst erfahrener Radiologe bekannte, dass KI mittlerweile jetzt schon schneller und besser MRT und CT-Aufnahmen auswerten könne als viele erfahrene Radiologen und seine Fachgruppe vor „erheblichen“ Veränderungen stehe.
Und was ist mit der elektronischen Patientenakte (EPA)? Sie wird kommen, das ist die gute Nachricht. Patienten werden zukünftig ihren „Datentresor“ mit Befunden und ihrer Medizinhistorie auf dem Smartphone verwalten können und selbst darüber entscheiden, in welcher Form sie mit welchen Anbietern ihre Gesundheitsdaten teilen. Die weniger gute Nachricht: die Technik ist da, einige Anbieter auch. Aber noch gibt es weder einen einheitlichen Standard und noch gibt es nur wenige Kliniken, Ärzte oder Apotheker, die auf diese Daten dann zugreifen oder dem Patienten über geeignete Schnittstellen seine Daten zur Verfügung stellen können.
Was uns nachdenklich machen sollte: bei der Entwicklung und Forschung über neue Therapiemöglichkeiten spielen Deutschland und Europa nicht mehr in der 1. Liga. Zahlreiche neue Behandlungsmöglichkeiten sind bereits vorhanden, die Geschwindigkeit der Entwicklung nimmt durch die Möglichkeiten der Digitalisierung exponentiell zu. Die Frage bleibt: was wollen und welche Medizin können wir uns zukünftig leisten? Und was wird von den neuen Behandlungsmöglichkeiten in der Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung für die breite Masse der deutschen Patienten ankommen.
Buchtip: Erwin Böttinger/Jasper zu Putlitz (Hrsg.): „Die Zukunft der Medizin…beginnt jetzt“. MWV Berlin 2019.