Abstand und Perspektivwechsel – Was wir von Barack Obama lernen können

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Abstand und Perspektivwechsel – Was wir von Barack Obama lernen können
Abstand und Perspektivwechsel

Auf Perspektiven kommt es an. In einer Zeit, in der sich die Ereignisse so schnell entwickeln und wo so viel Information zirkuliert, war die Fähigkeit, innezuhalten und Abstand zu bekommen, von unschätzbarem Wert für mich – wie auch die Fähigkeit, sich in jemand anderen hineinzuversetzen. Ich weiß nicht, ob mich das zu einem besseren Präsidenten gemacht hat, aber so konnte ich während der letzten acht Jahre das Gleichgewicht behalten. Dieser Ort hier geht dich nämlich hart an und schnell, und er lässt nicht locker.“

Der scheidende US-Präsident Barack Obama im Interview mit Michiko Kukutani, leitende Literaturkritikerin der „New York Times“, am 18.01.2017 in der Süddeutschen Zeitung.

Was brauchen Führungskräfte, um sich nicht im Arbeitsalltag zu verlieren? Der scheidende US-Präsident Barack Obama bringt es in einem in der „Süddeutschen Zeitung“ erschienen Interview auf den Punkt. Führungskräfte benötigen „Abstand“ und „die Fähigkeit, sich in jemand anderen hineinzuversetzen“. Für Obama war das die Möglichkeit, das „Gleichgewicht (zu) behalten“. Was so einfach und selbstverständlich klingt, ist in der Realität für viele Führungskräfte unendlich schwer. Sind Sie auch Führungskraft und kennen Sie das: Aufgerieben zwischen den Anforderungen im Beruf und im Privatleben verlieren Sie sich in dem was sie tun – und verlieren dabei die Fähigkeit, die Führungskräfte dringend benötigen und was Sie aus Führungskraft eigentlich mit ausmacht. Abstand. Oder anders gesagt: die Fähigkeit, eine Meta-Perspektive einzunehmen, die es Ihnen ermöglicht, mit innerer Distanz die Aufgaben und Probleme zu betrachten und zu lösen. „Abstand“ meint dabei die Fähigkeit, nicht dem inneren Drang nachzugeben, sofort und für alles immer gleich eine Lösung parat zu haben, sondern zuerst nachzudenken und dann eine gut durchdachte Lösung für das Problem zu präsentieren.

Nicht jedes Problem braucht eine schnelle Lösung

Ja, werden Sie denken, dass ist doch völlig realitätsfern. Im Gespräch mit Kollegen oder Geschäftspartnern habe ich gar nicht die Zeit, zuerst länger nachzudenken und dann eine durchdachte Lösung zu präsentieren, die Beteiligten erwarten von mir eine sofortige Antwort. Nun, eine Möglichkeit für Sie wäre, Ihre Gesprächspartner darauf hinzuweisen, dass es Ihnen um eine gute Lösung geht, Sie zunächst nachdenken möchten und sich zu dem Problem bis zum Zeitpunkt X äußern. Meine Erfahrung: wenn die Welt nicht unterzugehen droht – und das tut sie in den seltensten Fällen – wird das jeder auch nur halbwegs vernünftige Gesprächspartner akzeptieren. Wichtig: an den von Ihnen definierten Zeitpunkt X müssen Sie sich natürlich halten. Keine Schnellschüsse, dafür eine durchdachte Lösung. Natürlich können Sie nicht immer Entscheidungen, Bewertungen und Problemlösungen zunächst aufschieben um darüber nachzudenken, Sie sollen nur nicht in die Falle laufen, immer sofort eine Lösung präsentieren zu müssen. Das erwartet niemand von Ihnen als Führungskraft. Wenn nach Karl Popper Denken das Lösen von Problemen ist, dann müssen Sie sich auch die dafür notwendige Zeit nehmen, sonst holen Sie die „Schnellschüsse“ wieder ein – und nacharbeiten kostet immer mehr Zeit und Aufwand als einmal eine gute und richtige Entscheidung zu treffen.

Mut zum Perspektivwechsel

Die zweite Fähigkeit, die Barack Obama in seinem Interview beschreibt ist „die Fähigkeit, sich in jemand anderen hineinzuversetzen“. Wenn Sie als Führungskraft etwas von einer anderen Person oder in Verhandlungen erfolgreich sein möchten, ist die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, die Welt mit den Augen des Anderen zu sehen, hilfreich. Was sind seine Interessen und Motive, welche Handlungsoptionen hat mein Gesprächspartner, diese Fragen eröffnen Ihnen die Möglichkeit, Ihr Gegenüber zu verstehen und als Mensch wahrzunehmen – eine Grundvoraussetzung, um in Verhandlungen zu einer gemeinsam getragenen Vereinbarung zu kommen.

Barack Obama nimmt sich die Zeit, um Bücher zu lesen. In der Literatur findet er seinen Ausgleich, um Abstand zu gewinnen. Was auch immer Ihr Anker ist, nutzen Sie diesen, um Abstand zu gewinnen und trainieren Sie die Fähigkeit, die Welt mit den Augen der Anderen zu sehen und deren Interessen und Optionen wahrzunehmen. Das eröffnet Ihnen neue Möglichkeiten, um als Führungskraft dauerhaft erfolgreich zu sein. Denn die wenigsten Menschen – auch wenn sie es immer wieder betonen – treffen rein rationale Entscheidungen.

Ludger Dabrock

Ludger Dabrock

Für mich geht es immer um Menschen. Und um positive Führung, die für Ergebnisse sorgt. – Mit einem Konzept, das auf die konkrete Situation in Ihrem Unternehmen maßgeschneidert ist und das Sie sofort umsetzen können.
 
Sicher. Positiv. Führen.