Orientierung am Menschen – Wie Sie mit PERMA-Lead® im Gesundheitswesen menschliche Grundbedürfnisse gezielt stärken
Ein neuer Mitarbeiter in Ihrer Praxis oder auf Ihrer Station wirkt still. Er macht seine Arbeit zuverlässig, aber Sie spüren: Da ist Zurückhaltung, Unsicherheit. Im Gespräch sagt er schließlich: „Ich weiß gar nicht, ob ich hier richtig bin.“ Ein Satz, der leise fällt – und doch viel über die Atmosphäre in einem Team verrät.
Vielleicht kennen Sie solche Momente. Situationen, in denen Sie sich fragen: Was brauchen meine Mitarbeitenden, um sich sicher, gesehen und motiviert zu fühlen? Genau hier setzt PERMA-Lead® im Gesundheitswesen an – ein Führungsansatz, der das Wohlbefinden der Menschen in den Mittelpunkt stellt, ohne die Leistungsfähigkeit zu vernachlässigen.
Positive Leadership bedeutet: Sie schaffen Rahmenbedingungen, in denen Menschen wachsen können – fachlich, emotional, menschlich. Gerade im fordernden Umfeld von Pflege, Praxis oder Klinik ist das kein Idealismus, sondern Überlebensstrategie. Denn wo Sicherheit und Sinn fehlen, bleibt Motivation nicht lange. Oder sie entsteht erst gar nicht.
PERMA-Lead® – was dahintersteckt
Das PERMA-Modell beschreibt fünf Wirkfaktoren für Wohlbefinden: Positive Emotionen, Engagement, Relationships (Beziehungen), Meaning (Sinn) und Accomplishment (Erfolgserleben).

Wenn Sie diese Begriffe lesen – woran denken Sie zuerst? Vielleicht an ein Teammitglied, das Freude ausstrahlt, Verantwortung übernimmt oder andere mitzieht. Genau das ist der Kern von PERMA: Es beschreibt, was Menschen innerlich stark macht.
In stressreichen Umfeldern wie Medizin und Pflege ist psychologische Sicherheit im Team kein Luxus. Sie ist das Fundament, auf dem Vertrauen wächst. Eine Stationsleitung erzählte mir kürzlich, sie beginne jede Teamsitzung mit der Frage: „Was hat in dieser Woche gut funktioniert?“ Anfangs waren die Antworten zögerlich, fast verlegen. Doch nach wenigen Wochen veränderte sich die Stimmung spürbar – aus Pflichtgefühl wurde Stolz, aus Kritik Lernbereitschaft.
Vielleicht möchten auch Sie sich einmal fragen: Wann haben Sie zuletzt gezielt nach dem Positiven gefragt – nicht nach dem, was fehlt?
Praktische Übersetzung: Was heißt das im Alltag konkret?
Theorie wird erst lebendig, wenn sie im Alltag spürbar ist. Nehmen wir eine Praxisleitung, die sich nach einem anstrengenden Vormittag fünf Minuten Zeit nimmt, um ihrer Mitarbeiterin zu sagen: „Ich habe gesehen, wie ruhig Sie mit der aufgebrachten Patientin umgegangen sind – das war beeindruckend.“
Was passiert in diesem Moment? Die Mitarbeiterin fühlt sich gesehen. Anerkannt. Zugehörig. Dieses kleine, ehrliche Lob stärkt gleich mehrere der psychologischen Grundbedürfnisse von Mitarbeitenden im Alltag – und entfaltet eine Wirkung, die weit über den Moment hinausreicht.
Ein anderes Beispiel: In einem ambulanten Pflegeteam führte die Leitung wöchentliche Reflexionsrunden ein. Fünf Minuten, in denen alle beantworten: Was hat uns diese Woche getragen? – und Was wollen wir anders machen? Nach wenigen Wochen war die Atmosphäre eine andere. Mehr Lachen, mehr Rückhalt, weniger Schuldzuweisungen.
Vielleicht erkennen Sie darin etwas wieder. Kleine Gesten, die kaum Zeit kosten – und doch Wohlbefinden am Arbeitsplatz fördern. Es sind genau diese Momente, in denen Führung spürbar wird: menschlich, klar, verbindend.
PERMA als Führungsfilter: So treffen Sie bessere Entscheidungen
Führung bedeutet, Entscheidungen zu treffen – oft schnell, oft unter Druck. Doch nicht jede schnelle Entscheidung ist auch eine gute. Manchmal lohnt es sich, innerlich kurz innezuhalten und den PERMA-Filter anzuwenden:
Fördert diese Entscheidung positive Emotionen?
Erhöht sie Engagement?
Stärkt sie Beziehungen?
Stiftet sie Sinn?
Ermöglicht sie Erfolgserlebnisse?

Eine Pflegedienstleitung erzählte mir von einem Konflikt, den sie zunächst „regeln“ wollte. Doch bevor sie handelte, fragte sie sich: Welches Bedürfnis steckt dahinter? Das Gespräch verlief ganz anders als erwartet. Ein Mitarbeiter fühlte sich übergangen, weil er bei Entscheidungen nie einbezogen wurde. Als er erstmals gehört wurde, wandelte sich Spannung in Vertrauen.
Das ist Positive Leadership im Gesundheitswesen in seiner Essenz: nicht schneller, sondern bewusster zu führen. Sie richten den Blick auf das, was Menschen brauchen, um wirken zu können. Und genau so entsteht Mitarbeiterbindung durch Wertschätzung – nicht durch Boni oder Prämien, sondern durch Haltung.
Wenn Sie noch tiefer verstehen möchten, wie Sie die Stärken Ihrer Mitarbeitenden gezielt aktivieren können, lesen Sie gerne weiter unter Stärkenorientierte Führung – Potenziale erkennen und wirksam einsetzen.
Vielleicht fragen Sie sich: Wie oft berücksichtige ich bei Entscheidungen, welche Bedürfnisse meines Teams ich gerade stärke – und welche ich übersehe?
Fazit: Führung, die wächst
Führung ist kein Zustand, sondern Bewegung – wie ein Baum, der seine Wurzeln tief hält und sich trotzdem nach dem Licht ausrichtet. Führung mit Sinn und Haltung heißt, diesen Balanceakt bewusst zu gestalten: klar in der Sache, empathisch im Miteinander.
PERMA-Lead im Gesundheitswesen ist kein zusätzliches Instrument, sondern eine Haltung, die trägt. Sie erinnert daran, dass Führung beginnt, lange bevor Entscheidungen fallen – in Ihrer Haltung, Ihrer Sprache, Ihrer Aufmerksamkeit.
Wenn Sie den Blick auf das Gelungene richten, verändert sich etwas. Im Team. In der Stimmung. In Ihnen selbst. Schritt für Schritt wächst daraus eine Kultur, in der Leistung und Menschlichkeit keine Gegensätze sind, sondern einander bedingen. Manchmal beginnt Veränderung genau dort, wo wir den Mut finden, anders hinzuschauen.
