Selbstfürsorge für Führungskräfte: Der Schlüssel zu gesunder Führung
Sie funktionieren. Sie steuern. Sie springen ein, wenn andere ausfallen. Der OP-Plan verschiebt sich, ein Notfall kommt dazwischen, das Telefon steht nicht still. Und abends? Bleibt nur Leere – so, als hätte der Tag jede Reserve aufgesogen.
Vielleicht ertappen Sie sich dabei, wie Sie auf dem Heimweg schon die morgige Teambesprechung planen. Oder wie Sie nach dem Abendessen noch Mails beantworten – nicht, weil Sie müssen, sondern weil es zur Gewohnheit geworden ist. Irgendwann verschwimmt die Grenze zwischen Beruf und Privatleben, bis sie kaum noch wahrnehmbar ist.
Die entscheidende Frage lautet: Wann haben Sie zuletzt etwas nur für sich getan – nicht als Führungskraft, sondern als Mensch?
Selbstfürsorge für Führungskräfte ist keine Nebensache und schon gar kein Luxus. Sie ist der Kern gesunder Führung: Selbstfürsorge und Resilienz im Leadership-Alltag entscheiden, wie klar Sie führen, wie Sie wirken – und nicht zuletzt wie nachhaltig Sie und Ihr Team leistungsfähig bleiben.

1. Selbstfürsorge ist Führungsaufgabe – kein Egoismus
Vor einigen Monaten erzählte mir ein Chefarzt einer großen Klinik: „Ich dachte lange, Selbstfürsorge sei ein Zeichen von Egoismus. Bis mir auffiel, dass mein Team meine Erschöpfung widerspiegelte – in der Stimmung, in der Kommunikation, sogar in der Fehlerrate.“
Ein wichtiger Aspekt, der oft nicht wahrgenommen wird. Denn: Das Team folgt nicht nur Ihren Worten – es spürt Ihre Energie. Selbstfürsorge und Resilienz im Leadership-Alltag beginnt bei Ihnen selbst. Ihre Haltung prägt das Klima, Ihre Erholung beeinflusst die Kreativität des Teams. Wer permanent am Limit arbeitet, signalisiert unbewusst, dass Erschöpfung Teil der Kultur ist.
Positive Leadership dreht dieses Bild um: Als Positive Leader zeigen sie, dass Leistung und Wohlbefinden Hand in Hand gehen können. Vom „sich aufopfern“ zum bewussten Kraftmanagement zu wechseln, ist kein Rückzug – es ist gelebte Führungsverantwortung.
Fragen Sie sich: Was gibt mir tatsächlich Energie – und wie schütze ich diese Zeiten? Vielleicht ist es eine feste Sporteinheit am Morgen, ein Spaziergang in der Mittagspause oder ein Abend, an dem Sie Ihre mobilen Geräte bewusst ausschalten. Solche Routinen zeigen Ihrem Team, wie Vorbildfunktion als Führungskraft gelebt wird – klar, verbindlich, gesund.
2. Stress verstehen, Signale ernst nehmen
Chronischer Stress im Gesundheitswesen ist wie ein leises, stetiges Hintergrundrauschen. Er ist da – oft unbemerkt, bis er laut wird: durch körperliche Symptome, höhere Ausfallzeiten, Gereiztheit, Zynismus oder den Verlust der Freude an der Arbeit.
In einer Hautarztpraxis berichtete mir ein Praxismanager, dass er erst nach wiederkehrenden Kopfschmerzen und nächtlichem Grübeln reagierte. „Ich habe gemerkt, dass ich den ganzen Tag im Modus ‚Abarbeiten‘ war – ohne Luft zu holen.“ Seine Lösung: ein persönliches Belastungsradar. Jeden Abend bewertet er auf einer Skala von 1 bis 10, wie es ihm körperlich, emotional und mental geht.
Solche Instrumente sind auch ein Beitrag zur Stressbewältigung im Führungsalltag. Positive Leadership bedeutet, diese Werkzeuge nicht nur für sich selbst zu nutzen, sondern sie ins Team einzubringen – als Einladung, nicht als Kontrolle.
Fragen Sie sich: Welche Warnzeichen habe ich zuletzt vielleicht überhört? Achten Sie auf körperliche Signale, veränderte Kommunikation oder plötzliche Konflikte. Wer früh reagiert, schützt nicht nur die eigene Gesundheit, sondern lebt auch Achtsamkeit in der Führung vor.
3. Positive Leadership heißt auch: gesunde Grenzen setzen
In einem ambulanten Pflegedienst führte die Leitung eine klare Regel ein: Dienstliche Nachrichten nach 19 Uhr nur in echten Notfällen. Zunächst gab es Skepsis – „Das funktioniert bei uns doch nicht“ –, doch nach einigen Wochen stellte sich eine neue Normalität ein. Die Krankmeldungen sanken, und im Team entstand wieder Raum für private Gespräche am Morgen, bevor die erste Tour startete.
Gesunde Grenzen setzen ist mehr als ein organisatorischer Akt – es ist eine Haltung. Entscheidungen, die Balance ermöglichen, sind manchmal unpopulär, aber langfristig lohnend. Als Führungskraft sind Sie immer auch Vorbild: Ihre Haltung zu Erreichbarkeit, Pausen und Delegation zeigt, wie Vorbildfunktion als Führungskraft in der Praxis aussieht. Und sie wirkt stärker als jede Dienstanweisung.

Ein einfacher, aber wirkungsvoller Impuls aus der Praxis: Beginnen Sie jede Teambesprechung mit der Frage „Was hat Ihnen in der letzten Woche Energie gegeben?“ Oder: „Was war letzte Woche gut bei uns?“ – und hören Sie zu. So fördern Sie Achtsamkeit in der Führung, stärken den Teamgeist und machen klar: Erfolg entsteht nicht durch Dauerpräsenz, sondern durch bewusstes Einsetzen der eigenen Kräfte.
Fazit / Impuls zum Weiterdenken
Selbstfürsorge für Führungskräfte ist keine Zusatzaufgabe – sie ist das Fundament, auf dem gesunde Führung entsteht. Denn: Selbstfürsorge und Resilienz im Leadership-Alltag bedeutet, sich selbst ebenso ernst zu nehmen wie die Verantwortung für das Team und das Unternehmen.
Fragen Sie sich: Was müssten Sie ändern, damit Ihre eigene Energiequelle nicht versiegt – und was hält Sie bisher davon ab?
Wenn Sie tiefer einsteigen möchten, lesen Sie meinen Blogartikel „Struktur und Empathie: Führung im Gesundheitswesen neu denken“ für weitere praxisnahe Impulse.
Der erste Schritt ist: innehalten. Der zweite: bewusst entscheiden. Der dritte: handeln. Wenn Sie soweit sind – ich bin da.
Denn nur wer gut für sich sorgt, kann auch für andere eine verlässliche, inspirierende und gesunde Führungskraft sein. Führung fängt immer mit Selbstführung an.