Stärkenorientierte Führung: Wie Sie mit innerer Klarheit und stärkeorientierter Führung Ihr Team zum Aufblühen bringen
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Ihnen manche Situationen als Führungskraft im Gesundheitswesen scheinbar mühelos gelingen – während andere enorme Kraft kosten? Vielleicht erinnern Sie sich an den Moment, in dem Sie mit wenigen Worten Ruhe in eine aufgeheizte Teamsitzung gebracht haben. Oder daran, wie Sie in einer Krisensituation den Mut hatten, eine schnelle, klare Entscheidung zu treffen. Solche Augenblicke wirken oft wie eine innere Stärke, die plötzlich da ist – und genau das sind sie auch: Ausdruck ihrer Signaturstärken.
Diese persönlichen Ressourcen sind wie ein innerer Kompass, der Sie auch in stürmischen Zeiten trägt. Gerade im Klinik- oder Praxisalltag, wo Entscheidungen unter hohem Druck getroffen werden müssen, sind sie ein unsichtbarer Anker. Die entscheidende Frage lautet: Wie können Sie Ihre eigenen Stärken bewusst einsetzen – und gleichzeitig die Stärken im Team erkennen und nutzen, damit Mitarbeitende nicht nur leistungsfähig, sondern auch zufrieden und resilient sind und bleiben? Genau hier setzt stärkenorientierte Führung auf Basis von Positive Leadership an.

Was Signaturstärken sind – und warum sie wirken
Das wissenschaftlich fundierte VIA-Stärkenmodell („Values in Action“) beschreibt 24 Charakterstärken, die in allen Kulturen vorkommen. Dazu gehören Eigenschaften wie Kreativität, Mut, Liebe zum Lernen oder Führungsvermögen. Die fünf bis sechs am stärksten ausgeprägten Stärken werden als Signaturstärken bezeichnet. Sie prägen unser Denken und Handeln, geben uns Energie und sind – anders als Kompetenzen – relativ stabil.
Das VIA-Modell entstand im Jahr 2000 aus der Zusammenarbeit international führender Psychologen wie Martin Seligman und Christopher Peterson. In dieser Zeit wurden in einer groß angelegten Studie universell positive Werte aus Religionen, Philosophie und zahlreichen anderen Bereichen zusammengetragen. Ziel war es, international und kulturübergreifend gültige, moralisch wertvolle und messbare Stärken zu definieren, die das Wohlbefinden steigern und zu persönlicher Entfaltung beitragen. Daraus wurde das so genannte VIA-Modell.
Das Modell umfasst sechs Tugenden (Weisheit, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Transzendenz) sowie 24 Charakterstärken. (Beispiele: Kreativität, Ausdauer, Freundlichkeit, Teamfähigkeit, Dankbarkeit, Liebe zum Lernen etc).
Warum die VIA-Stärken für die Führung wichtig sind: wenn wir unsere eigenen Stärken und die unserer Mitarbeiter kennen und darauf achten, dass wir diese im Arbeitsalltag auch einsetzen können, erleben wir unsere Arbeit als sinnvoller, wir haben mehr Freude an der Arbeit, wir bringen (garantiert) bessere Ergebnisse und wir sind zufriedener mit dem, was wir tun.
Ein Beispiel: Eine Leitungskraft im ambulanten Pflegedienst beobachtet, dass eine Mitarbeiterin in jeder neuen Projektsituation sofort Ideen entwickelt. Kreativität ist hier keine erlernte Kompetenz, sondern eine Stärke, die Freude und Tatkraft freisetzt. Das macht den Unterschied: Kompetenzen lassen sich trainieren, Stärken sind tief in uns verankert und wirken wie natürliche Ressourcen.
Wenn Sie sich fragen: „Wann war ich in meiner Rolle als Führungskraft wirklich in meinem Element?“ – dann kommen Sie Ihren Signaturstärken schon näher. Oft sind es genau diese Momente, die uns zeigen, was uns von innen heraus trägt.
Selbstführung durch eigene Stärken
Führung beginnt nicht bei den anderen, sondern bei Ihnen selbst. Wer seine Signaturstärken kennt, führt klarer, glaubwürdiger und mit größerer Gelassenheit. Stellen Sie sich vor, Sie übernehmen die Leitung in einer Klinik. Fachlich sind Sie bestens vorbereitet – doch was Ihnen wirklich Sicherheit gibt, ist Ihre Stärke „Führungsvermögen“. Sie spüren Freude daran, Verantwortung zu übernehmen, Strukturen zu schaffen und Menschen Orientierung zu geben. Diese Haltung kann kein Seminar ersetzen.
Das VIA-Stärkenmodell bietet die Möglichkeit, diese Ressourcen systematisch (!) sichtbar zu machen. Viele Führungskräfte berichten, dass allein das Bewusstsein über ihre Stärken einen Aha-Moment auslöst: Plötzlich verstehen sie, warum bestimmte Situationen leichtfallen und andere anstrengend sind. Positive Leadership Prinzipien setzen genau hier an – indem sie Selbstführung und Authentizität zur Grundlage machen.
Wenn Sie tiefer in dieses Spannungsfeld eintauchen möchten: In meinem Blogartikel „Struktur und Empathie: Führung im Gesundheitswesen neu denken“ erfahren Sie, warum beides untrennbar zusammengehört – und wie Sie diese Balance in Ihrem Führungsalltag bewusst gestalten können.
Stärken im Team erkennen und nutzen
Doch stärkenorientierte Führung endet nicht bei Ihnen selbst. Sie entfaltet ihre volle Wirkung erst im Zusammenspiel mit Ihrem Team. In einer Arztpraxis steht ein digitales Umstellungsprojekt an. Wer soll es leiten? Nicht unbedingt die erfahrenste MFA, sondern vielleicht die Kollegin, deren Stärke „Liebe zum Lernen“ sie begeistert und ausdauernd an neue Themen herangehen lässt. Oder denken Sie an einen Arzt in der Klinik, der mit „Mut & Neugier“ schwierige Situationen souverän meistert – während andere eher am Bewährten festhalten.
Der Schlüssel liegt darin, diese Stärken sichtbar zu machen. Manchmal genügt es, genauer hinzuschauen: Wer übernimmt freiwillig zusätzliche Aufgaben? Wer blüht auf, wenn Neues ansteht? Validierte Tests wie das VIA-Stärkenmodell können Sie dabei unterstützen und neue Dynamiken ins Team bringen. Wichtig ist, dass Ergebnisse freiwillig geteilt werden – und häufig entsteht daraus ein wertvoller Dialog.
Wenn Sie Aufgaben dann bewusst stärkenorientiert verteilen, entsteht nicht nur höhere Effizienz, sondern auch Sinn. Mitarbeitende erleben: „Ich werde gesehen, so wie ich bin – und darf meine Stärken einsetzen.“ Das ist Motivation durch Stärkenfokussierung in ihrer einfachsten Form.
Fragen Sie sich: Wer in Ihrem Team blüht geradezu auf, wenn Veränderungen anstehen – und welche Signaturstärke könnte dahinter wirken?
Von der Einzelfalllösung zur Führungskultur
Einzelne Maßnahmen sind wertvoll, doch wahre Wirkung entfaltet sich erst, wenn Stärkenorientierung zu einer Führungskultur wird. In einem Umfeld, das von Fachkräftemangel und hoher Belastung geprägt ist, schafft diese Kultur Sinn, Sicherheit und Zusammenhalt. Positive Leadership bedeutet, Stärken konsequent einzusetzen – nicht nur punktuell, sondern als roter Faden im Führungsverständnis.
Der Chefarzt einer Klinik formulierte es einmal so: „Früher habe ich Aufgaben nach Verfügbarkeit verteilt. Heute achte ich auf die Stärken – und plötzlich machen dieselben Aufgaben Mitarbeitenden Freude.“ Aus pragmatischer Sicht führt das zu weniger Reibungsverlusten. Aus menschlicher Sicht wächst das Vertrauen, weil Mitarbeitende erleben: „Meine Stärke hat hier Platz.“ Und – ganz wichtig: die Arbeitsergebnisse sind signifikant besser.
Überlegen Sie: Wie sähe Ihre Einrichtung, Ihr Haus, Ihre Praxis aus, wenn die bewusste Nutzung von Stärken nicht Ausnahme, sondern die Regel wäre? Welche Dynamik würde das für Ihr Team freisetzen?

Fazit: Führung als Gärtnerkunst
Vielleicht hilft Ihnen ein Bild: Stellen Sie sich Ihr Team wie einen vielfältigen Garten vor. Manche Pflanzen brauchen viel Sonne, andere gedeihen im Schatten. Manche Pflanzen brauchen viel Wasser, andere benötigen Trockenheit. Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es nicht, jede Pflanze gleich zu behandeln, sondern die Bedingungen so zu gestalten, dass jede ihr eigenes Potenzial entfalten kann.
So wirken Stärken in der Führung: Sie ermöglichen, dass Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit aufblühen – für sich selbst, für das Team und für das Unternehmen.
Wenn Sie wissen wollen, wie Sie Ihre Stärken und die Ihres Teams noch gezielter einsetzen können, lassen Sie uns ins Gespräch kommen. Gemeinsam gestalten wir eine Arbeitsumgebung, in der Sie und Ihr Team wirklich aufblühen.
Denn letztlich ist es die bewusste Pflege der Stärken, die aus Führung echte Wirksamkeit macht.