Unentschlossenheit als Führungskraft: Warum Zögern mehr kostet als ein Fehler
Haben Sie heute schon gezögert?
Vielleicht war es nur eine kleine Entscheidung. Oder eine von größerer Tragweite. Und vielleicht dachten Sie: „Noch eine Info, dann entscheide ich.“ Kommt Ihnen das bekannt vor? Führung im Gesundheitswesen bedeutet, täglich Entscheidungen zu treffen – trotz Unsicherheiten, trotz Risiken, trotz Druck. Und doch beobachten wir es immer wieder: Entscheidungen werden verschoben, delegiert oder gar nicht getroffen. Aussitzen als Führungsleistung. Was auf den ersten Blick nach Vorsicht aussieht, wirkt sich tiefgreifend aus. Auf Teams. Auf Patienten. Auf die Kultur Ihres Unternehmens.
Stillstand durch Unentschlossenheit – Wenn Führung zur Bremse wird
Ein Praxisbeispiel: Ein Pflegeteam wartet seit Tagen auf eine Entscheidung zur Dienstplanung. Die Bereichsleitung möchte erst „noch Rücksprache halten“, „noch einmal prüfen“. Das Team wird unruhig, der Ton gereizter. Am Ende springt jemand kurzfristig ein – genervt. Die Stimmung kippt.
Solche Situationen sind kein Einzelfall. Sie kennen diese Sätze: „Ich kann nicht weitermachen, ich warte auf Rückmeldung.“ Oder: „Ich habe schon zweimal nachgefragt – keine Antwort.“ Die Folgen? Frust, Orientierungslosigkeit und ein Team, das sich zunehmend zurückzieht. Wo Entscheidungen fehlen, entstehen keine Impulse. Wo kein Impuls, da kein Fortschritt. Wo kein Fortschritt, keine Entwicklung. Wo keine Entwicklung, da ist Stillstand.
Noch gravierender: Ihre Haltung als Führungskraft wirkt. Wer selbst nicht entscheidet, darf nicht erwarten, dass andere es tun. Ihre Unentschlossenheit wird zur Vorlage für eine Kultur des „Aussitzens“ – und das ist wie eine zähe Lehmschicht, die jede Bewegung bremst. Und am Ende Unternehmen gefährdet – auch im Gesundheitswesen.

Führung heißt: Entscheiden – auch wenn nicht alle applaudieren
Es gibt diesen Satz, der haften bleibt: „Wer keine Entscheidung trifft, trifft auch eine – nämlich nicht zu entscheiden.“ Und genau diese Nicht-Entscheidung kann mehr Schaden anrichten als ein möglicher Fehler.
Im Führungsalltag bedeutet Entscheiden auch: nicht allen gefallen zu können. Eine Trennung aussprechen. Eine neue Struktur einführen. Einen Vorschlag ablehnen. Natürlich schmerzt das. Aber Ihre Aufgabe ist es nicht, es allen recht zu machen. Ihre Aufgabe ist es, Entscheidungen im Sinne des Unternehmens, des großen Ganzen zu treffen. Mit Klarheit, Haltung – und mit dem Mut, sich dabei auch mal angreifbar zu machen.
Angst vor Fehlern – und warum sie menschlich ist
Wenn Sie sich dabei ertappen, Entscheidungen immer wieder aufzuschieben: Sie sind nicht allein. Der Impuls, erst „noch mehr Informationen“ zu sammeln, entspringt oft einer tieferliegenden Angst – nämlich, einen Fehler zu machen. Eine Angst, die oft schon in der Schule beginnt. Fehler wurden rot markiert. Fehler bedeuteten Kritik, Sanktion. Kein Wunder, dass viele von uns auch als Führungskraft noch zögern, wenn Klarheit gefordert ist.
Doch Führung braucht nicht Perfektion, sondern Präsenz. Positive Leadership bedeutet: sich der eigenen Unsicherheit bewusst zu sein – und trotzdem zu handeln. Entscheidungen werden nie zu 100 Prozent richtig sein. Aber sie können zu 100 Prozent aufrichtig getroffen werden. Aus Ihrer Erfahrung. Aus Ihrem Wertekompass. Und ja – auch mit Bauchgefühl.
Klarheit schaffen – mit Ihrem Team an Ihrer Seite
Die gute Nachricht: Sie müssen nicht alles allein entscheiden. Führung heißt nicht, Einzelkämpfer zu sein. Fragen Sie Ihr Team: „Das ist die Lage – ich würde diesen Weg gehen. Wie seht ihr das?“ Oder holen Sie sich Feedback von einer Kollegin auf gleicher Ebene. Ein kurzes Sparring, ein klärendes Gespräch kann oft mehr bewirken als ein ganzer Tag des Grübelns.
Besonders in der ambulanten Pflege, in Arztpraxen oder Kliniken sind kollegiale Beratung und gemeinsame Reflexion entscheidende Ressourcen. Nutzen Sie diese. Entscheiden heißt nicht, perfekt zu sein – sondern bereit sein, zu lernen. Fehlerkultur bedeutet: Wir schauen gemeinsam hin, was wir beim nächsten Mal besser machen können. Und feiern genau das.
Wie sich gerade in unsicheren Entscheidungssituationen eine neue Form von wertschätzender Führung entfalten kann – jenseits von Perfektionsdruck und Alleinverantwortung –, zeigt mein Beitrag Führung neu denken – Mit wertschätzender Führung durch die Pflege der Zukunft eindrucksvoll. Ein lesenswerter Impuls für alle, die Führung nicht nur professionell, sondern auch menschlich weiterentwickeln wollen.

Fazit: Mut zur Entscheidung ist Mut zur Entwicklung
Was lähmt Sie aktuell mehr – die Angst vor einem Fehler oder die Folgen des Zögerns?
Unentschlossenheit ist menschlich. Aber sie darf Ihre Wirksamkeit als Führungskraft nicht blockieren. Ihre Teams brauchen Orientierung. Ihre Klienten brauchen Verlässlichkeit. Ihr Unternehmen braucht Weiterentwicklung. Und Sie selbst brauchen den inneren Raum, mutig voranzugehen.
Entscheiden Sie sich – für Klarheit. Für Vorbildwirkung. Für eine Kultur, in der Fortschritt möglich ist.
Der erste Schritt ist: innehalten. Der zweite: bewusst entscheiden. Der dritte: handeln. Wenn Sie soweit sind – ich bin da.
Lassen Sie uns gemeinsam den Raum schaffen, in dem gute Entscheidungen wachsen können – für Sie, Ihr Team und die Menschen, denen Sie dienen.