Mit Haltung führen – auch im Abschied: Positive Leadership im Trennungsprozess

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Mit Haltung führen – auch im Abschied: Positive Leadership im Trennungsprozess
Mit Haltung führen – auch im Abschied: Positive Leadership im Trennungsprozess


Mit Haltung führen – auch im Abschied: Positive Leadership im Trennungsprozess

Können Trennungen auch würdevoll sein?

Diese Frage irritiert im hektischen Alltag einer Klinik, Praxis oder Pflegeeinrichtung. Es gibt immer genug zu tun. Da bleibt wenig Raum für leise, schwierige Themen. Themen, die auch gerne unter den Tisch fallen. Doch genau sie prägen die Kultur.

Im Gesundheitswesen sind Teams oft wie kleine Familien. Auch wenn Familie natürlich was anderes ist. Man kennt sich seit Jahren, teilt Schichten, Krisen, stille Erfolge und Niederlagen. Wenn jemand geht – freiwillig oder nicht –, hinterlässt das mehr als eine Lücke im Dienstplan. Es verändert die Atmosphäre. Und es zeigt, wie Führung im Unternehmen wirklich gelebt wird. Oder um es mit Hilde Domin, eine der großen Dichterinnen unserer Zeit, zu sagen: „Jeder, der geht, belehrt uns ein wenig über uns selber.“

Positive Leadership im Trennungsprozess heißt: Verantwortung übernehmen. Nicht nur für Entscheidungen, sondern für den Umgang damit. Nicht nur für das WAS, sonder für das WIE. Für die Haltung, mit der Sie sprechen, und für das Klima, das bleibt. Denn jede Trennung erzählt eine Geschichte: über Vertrauen und Verlust, Wertschätzung und Enttäuschungen sowie die Art, wie Führung verstanden wird.

Vielleicht lohnt es sich, kurz innezuhalten: Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit Abschieden um: sachlich, still oder bewusst gestaltend?

Warum klassische Trennungsprozesse oft scheitern

Viele Trennungen beginnen mit Schweigen. Die Unzufriedenheit wächst, kleine Konflikte werden übersehen, bis der Bruch unvermeidlich ist. Dann geht alles meist schnell: ein Gespräch, ein Schreiben, eine Rundmail. Danach oft Leere.

Ich erinnere mich an eine Klinik, in der die Kündigung einer Stationsleitung „von oben“ verkündet wurde. Keine persönliche Aussprache, kein Dank, kein gemeinsamer Blick zurück. Das Team war verstört und zurück blieb das Gefühl: „Wenn das hier so läuft, kann es jeden treffen.“ Was hier zerbricht, ist nicht nur Beziehung, sondern Vertrauen. Das unsichtbare Fundament für jede gute Zusammenarbeit.

Auch Führungskräfte selbst leiden darunter. Viele tragen Entscheidungen lange mit sich herum. Sie spüren unausgesprochene Spannungen und fragen sich später: War das richtig so?
Was oft vergessen wird: Trennungen, die ohne Haltung geschehen, hinterlassen Spuren – bei allen Beteiligten.

Positive Leadership im Trennungsprozess – Beziehung vor Bürokratie
Positive Leadership im Trennungsprozess – Beziehung vor Bürokratie (Foto: Fauxels, Pexels)

Was Positive Leadership anders macht

Positive Leadership im Trennungsprozess ist keine Methode, sondern eine Haltung. Sie verbindet Klarheit mit Empathie. Sie sucht keine Schuldigen, sondern Wege, um schwierige Momente respektvoll zu gestaltet.

Ein Beispiel: Eine Pflegedienstleitung bemerkte, dass die Zusammenarbeit mit einer langjährigen Mitarbeiterin zunehmend spannungsvoll wurde. Anstatt abzuwarten, sprach sie das Thema früh an. Es folgten ehrliche Gespräche – über Werte, Erwartungen, Enttäuschungen, Belastungen und persönliche Grenzen. Am Ende entschieden beide, sich zu trennen. Nicht, weil jemand „schuld“ war, sondern weil das Miteinander nicht mehr passte. Beim Abschied sagte die Mitarbeiterin: „Ich gehe traurig, aber ich verstehe warum.“

Solche Momente entstehen, wenn Sie Beziehung vor Bürokratie stellen. Wenn Sie den Menschen sehen, nicht nur die Rolle und seine Arbeitskraft. Wenn es um Mehr geht als um „schulde Zeit und Arbeit gegen Geld“. Positive Leadership bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Auch dort, wo es unangenehm wird und weh tut. Denn gerade im Abschied zeigt sich die wahre Kultur eines Unternehmens: Wird hier nur verwaltet oder geführt?

Manchmal genügt eine einfache Frage, um Haltung zu zeigen: Wie kann ich diesen Prozess so gestalten, dass er für alle Beteiligten Sinn macht. Für die, die gehen und für die, die bleiben?

Wenn Haltung ins Handeln kommt

Positive Leadership bleibt nicht abstrakt. Es zeigt sich in konkreten Schritten – in der Art, wie Sie sprechen, zuhören, informieren und würdigen.

Schritt 1: Frühzeitige Kommunikation:

Sprechen Sie Spannungen an, bevor sie sich verhärten. Führung heißt, Unausgesprochenes anzusprechen – ruhig, klar und respektvoll. Hinter Spannungen stehen oft verdeckte oder offene Konflikte. Konflikte sind immer ein Seismograph, das Sand im Getriebe ist. Sie zu klären ist eine Chance, sie laufen zu lassen, eine vertane Möglichkeit. 

Schritt 2: Würdigung:

Ein ehrlicher Dank kann mehr bewirken als jedes Abschlussgespräch. Eine Chefärztin schrieb zum Beispiel jedem austretenden Mitarbeiter, was sie an der Zusammenarbeit geschätzt hatte. Viele dieser Briefe hängen noch heute auf den Stationen an Pinnwänden.

Schritt 3: Transparenz:

Menschen können mit Entscheidungen umgehen, wenn sie deren Sinn verstehen. Ein offenes „Warum“ schafft Vertrauen. Selbst, wenn das Ergebnis schmerzhaft ist.

Schritt 4: Begleitung:

Gerade im Gesundheitswesen ist das Thema Executive Outplacement noch wenig verbreitet. Dabei zeigt es, wie ernst ein Unternehmen Verantwortung nimmt. Ein Outplacement-Coaching hilft, Perspektiven zu öffnen. Für die betroffene Person, aber auch für das Team, das sieht: Hier wird menschlich gehandelt. 

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie eine wertschätzende Begleitung konkret aussehen kann, dann lesen Sie gerne meinem Blogartikel „Executive Outplacement im Gesundheitswesen: Neu anfangen mit Haltung“.

Schritt 5: Abschiedskultur:

Ob Ritual, Gespräch oder symbolischer Moment. Es geht nicht um Formalitäten, sondern um Würde. Der Geschäftsführer eines ambulanten Pflegedienstes führte bei Abschieden ein kurzes Teamgespräch ein: „Was war gut? Was nehmen wir mit? Was waren die Herausforderungen, die wir nicht klären konnten? Was wollen wir künftig anders machen?“ So wird ein Ende zum Anfang von Lernen.

Wenn Sie diese Prinzipien leben, verändern sich nicht nur einzelne Prozesse. Es verändert sich die Atmosphäre. Spürbar. Für alle.

Was danach bleibt: Kultur und Vertrauen

Trennungen sind immer auch eine Botschaft an die, die bleiben. Sie zeigen, wie ernst es ein Unternehmen mit seinen Werten meint. Wenn Mitarbeiter erleben, dass auch schwierige Entscheidungen mit Achtung getroffen werden, wächst psychologische Sicherheit. Sie spüren: Hier darf ich Fehler machen. Hier darf ich Mensch sein.

In einem großen Pflegeunternehmen verabschiedete sich eine langjährige Mitarbeiterin nach 25 Jahren. Die Leitung bat sie, beim letzten Teamtreffen einige Erinnerungen zu teilen und nahm sich selbst Zeit, ihren Dank für die gemeinsame Zeit auszusprechen. Für einen Moment wurde es still. Es war spürbar, dass hier mehr als ein Arbeitsverhältnis endete. Auch emotionale Momente brauchen ihren Raum.
Eine Kollegin sagte später: „Ich habe an diesem Tag verstanden, was Menschlichkeit in Führung bedeutet.“ 

Solche Augenblicke verändern das Klima tiefer als jedes Leitbild. Wenn Menschen erleben, dass auch Abschiede Würde haben, entsteht Vertrauen. Und das bleibt.

Positive Leadership im Trennungsprozess wirkt weit über den Moment hinaus. Es wird zum kulturellen Statement: Wir führen mit Haltung. Auch dann, wenn es schwer wird.

Führung im Gesundheitswesen – Brücken statt Brüche
Führung im Gesundheitswesen – Brücken statt Brüche (Foto: Edmond Dantes, Pexels)

Ein Abschied mit Wirkung

Trennungen sind kein Scheitern. Sie gehören zum Leben. Sie sind Führungsmomente mit Tiefenwirkung. Sie zeigen, wer Sie als Führungskraft wirklich sind und welche Kultur Sie prägen wollen. 

Wenn es Ihnen gelingt, eine Trennung respektvoll, klar und menschlich zu gestalten, bleibt etwas zurück: Vertrauen. Und das ist vielleicht die wertvollste Ressource im Gesundheitswesen.

Positive Leadership bedeutet, Brücken zu bauen, wo andere Mauern ziehen würden. Sie gestalten Übergänge, keine Brüche.
Und manchmal beginnt genau dort, wo etwas endet, das, was Zukunft möglich macht.

Ludger Dabrock

Ludger Dabrock

Für mich geht es immer um Menschen. Und um positive Führung, die für Ergebnisse sorgt. – Mit einem Konzept, das auf die konkrete Situation in Ihrem Unternehmen maßgeschneidert ist und das Sie sofort umsetzen können.
 
Sicher. Positiv. Führen.